Fjordland

I. Bodø und Kystriksvegen

Kurz hinter Bodø warfen wir einen Blick auf den Saltstraumen Mahlstrom. Das Meer drückt hier bei Flut Wasser durch eine sehr enge Stelle in einen langenSeitenarm, bei Ebbe schießt das Wasser dann durch dieselbe Enge wieder heraus, weil der höhere Meeresspiegel im Seitenarm mächtig Druck aufbaut. Das schnelle Wasser und die Strudel sind schon ganz interessant anzusehen, für ne halbe Stunde….

Anschließend bogen wir auf den nördlichen Teil des ziemlich berühmten Kystriksveien (Küstenweg) ab, der – wie der Name sagt – immer an der Küste entlang führt. Wir hatten uns extra einen Abschnitt rausgesucht, der „nur“ 2 Fährpassagen hatte. Irgendwie beeindruckte uns der Kystriksveien aber nicht sonderlich, wahrscheinlich waren wir zu verwöhnt von den Lofoten. Am späten Nachmittag fanden wir kurz vor dem Svartisen Eisfeld, unserem nächsten Ziel, eine schöne Hüttenanlage und verschoben den Engenbreen Gletscher auf den nächsten Tag.

II. Svartisen, Engenbreen-Gletscher

Engenbreen-Gletscher

Direkt nach dem sehr, sehr langen Svartisentunnel parkt man sein Auto irgendwo an der Straße und fährt mit einem kleinen Kutter über einen Meeresarm, um den Engenbreen zu besuchen. Da wir ja noch ein bißchen Strecke vor uns hatten, sparten wir uns die 5km Fußweg zum Gletscher und mieteten uns Fahrräder. Der Engenbreen ist eigentlich nur ein kleiner Ausläufer des zweitgrößten Eisfelds in Norwegen, aber sehr, sehr beeindruckend, sowohl von der Farbe her als auch von der Größe und Lage. Man nähert sich dem Gletscher über einen Hang von glatt geschliffenem Gestein, in das der Gletscher früher einmal unzählige Furchen geshreddert hat. Nach ca. 1h Aufstieg ist man direkt am Gletscher dran und kann sich bizarren Eissklupturen näher ansehen, an einigen Stellen kann man sogar unter den Gletscher in tropfende Höhlen steigen, was immer ein bißchen mulmig ist. Gletscher gehören schon seit meinem ersten Kontakt mit einem solchen (1990 in Neuseeland) zu meinen absoluten „Natur-Favoriten“, dieser hier war auf jeden Fall ganz weit vorn! Auch wenn es während der 2h, die wir am Gletscher entlangkraxelten, gerade mal bewölkt und damit ziemlich frisch war.

Nach diesem Abstecher ging es weiter auf dem Kystriksveien, was sich aber ziemlich lange hinzog, denn eine Fähre war ausgefallen und wir mußten 3,5 Stunden auf die Ersatzfähre warten. Da es vom Kystriksveien auf 200km keine Gelegenheit gab, ins Inland zur E6 zu kommen, wurde die Schlange vor der Fähre sehr, sehr lang (Ansonsten waren die Fähren aber immer problemlos). Auf der ca. einstündigen Fahrt von Jektvik nach Kilbokhamm überquerten wir auch wieder den Polarkreis in südliche Richtung. Ab der Stelle, an der wir bei Mo I Rana wieder auf die E6 kamen, war die Landschaft durch die Hinreise alles „bekanntes Terrain“, so daß wir ohne die zahlreichen Fotostops noch ein bißchen Strecke machen konnten. Der nächste Tag war vergleichsweise ereignislos, wir haben die ca. 500km von Mosjøen bis weit hinter Trondheim abgerissen. 500km sind eine ordentliche Tagesetappe in Norwegen, man darf ja, wie gesagt, die ganze Zeit höchstens 80km/h fahren.

III. Zu den Moschusochsen auf dem Dovrefjell

The Sunny Side of Dovrefjell

Nach einer Nacht auf einem Campingplatz bei Oppdal, der kurioserweise voller Russen war, fuhren wir das kurze Stück zur Kongsvoll Fjellstue, einem alten Gasthof an der Bahnlinie Oslo-Trondheim. „Fjell“ heißt wörtlich Fels, damit umschreiben die Norweger ihre kargen Hochebenen, die allerdings meistens nur unwesentlich höher als der Rest sind. So auch am Dovrefjell, man wandert gerade einmal 400 Höhenmeter durch den Wald, dann ist man in einer weiten und sehr schönen Tundralandschaft. Wegen des wieder sehr guten Wetters hatten wir diesmal unsere Jacken im Auto gelassen, was sich aber genau in diesem Fall als böser Fehler erweisen sollte….

Das Dovrefjell ist für einen Wanderklassiker, die Tour zum Berg Snøhetta und vor allem für seine Herde von ca. 80 Moschusochsen. Diese steinzeitmäßigen Tiere waren in den 1960ern in dem Nationalpark angesiedelt worden und sind beim Wandern relativ leicht zu finden. Es kamen uns oben auch ein paar Wanderer entgegen, die uns verrieten, wo genau ein paar von den Viechern am Hang rumstehen würden. Aber dann verdunkelte sich der Himmel innerhalb einer Viertelstunde und es begann wie aus Kübeln zu schütten. Mit dem Regen wurde es natürlich schlagartig kalt und da es weit und breit keinerlei Unterstellmöglichkeit gab – wir waren ja auf einem Fjell -, drehten wir um und marschierten sehr strammen Schrittes zurück. Der Regen war so heftig, daß wir nach ungefähr 15min von oben bis unten nass waren. Und das ist wörtlich zu nehmen, mir lief sogar Wasser auf der Innenseite der Hosenbeine runter in die Schuhe, die dann bis über den Knöchel vollliefen, sowas kannte ich auch noch nicht. Und weil es so schön war, wechselte der Wolkenbruch dann noch zu ordentlich schmerzhaftem Hagel. Trotz unseres flotten Gehtempos waren wir irgendwann so durchgefroren, daß wir zitterten „wie alte Weib“. Nach ca. einer Stunde hatte das Wetter ein Einsehen und die Sonne kam wieder raus. Einen Moschusochsen haben wir leider nicht gesehen, aber trotzdem war die Wanderung eine Erfahrung. Wir fuhren dann nur noch eine kurze Strecke bis hinter Dombas und suchten uns eine einfache kleine Hütte (die lumpige 30 EUR kostete, ein Schnäppchen, nicht nur in Norwegen). Denn morgen stand wieder viel auf dem Programm, zum Glück direkt um die Ecke.

IV. Trollstigen

Trollstigen

Kurz vor Åndalsnes biegt von der Hauptstraße E136 die 63 ab, die über den berühmten Trollstigen („Troll-Leiter“) nach Geiranger führt. Die 63 scheint am Ende des Isterdalen an einer Felswand mit einem Hunderte Meter hohen Wasserfall zu enden, erst bei genauerem Hinsehen erkennt man den Trollstigen, eine Paßstraße mit 11 Haarnadelkurven, die vor ca. 80 Jahren gebaut wurde und heute einer DER Touristenattraktionen in Norwegen ist.

Hier hatten wir ausnahmsweise mal grauen Himmel, aber dennoch war die Fahrt rauf auf den Pass ein Erlebnis, denn die Straße hat 12% Steigung und ist ziemlich schmal, an manchen Stellen fast einspurig, so daß Gegenverkehr spaßig ist. Oben ist, ganz Norwegen, ein großes Besucherzentrum mit moderner Architektur und ein paar Aussichtsplattformen, die schön weit über den Abgrund hinausragen.

V. Geiranger

Geirangerfjord

Hinter dem Trollstigen führte die 63 weiter durch sehr sehenswerte Gebirgslandschaft, alles war hier deutlich „gedrungener“ als im weiten Norden Norwegens. Nach einer kurzen Fähre bei Valldal geht´s gleich wieder rauf ins nächste Hochtal, bis man dann oben am Ørnevegen („Adlerweg“) den ersten Blick auf den majestätischen Geirangerfjord werfen kann. Anders als bei meinem ersten Besuch 2010 lag diesmal kein riesiges Kreuzfahrtschiff in Geiranger, was ungefähr 3 Tage im Sommer vorkommt, wie uns der Plan am Hafen von Geiranger verriet.

Geiranger selbst ist winzig und besteht gefühlt zu 90 Prozent aus große und relativ hässlichen Hotels. Wir hatten aber wieder ganz großes Glück, denn wir bekamen auf dem schönsten der 3 Campingplätze kurz vor dem Ortseingang den allerletzten Platz direkt am Wasser. Was die Lage von Campingplätzen oder Hütten angeht, waren wir nach den Lofoten ja wirklich verwöhnt, aber der hier konnte locker mithalten. Auch an diesem Tag haben wir relativ früh Quartier gemacht und konnten so den restlichen Tag in unseren Campingstühlen sitzend lesen und die Aussicht genießen. Als kleines Gimmick kreuzten auch noch 2 Delfine den halben Nachmittag vor unserem Ufer vorbei, was insofern etwas ganz besonderes war, als das offene Meer, wo man sie eigentlich vermutet hätte, sicher gut 90km entfernt war.

VI. Fähre durch den Geirangerfjord nach Hellesylt

Fähre von Geiranger nach Hellesylt

Am nächsten Morgen mußten wir sehr früh aufstehen, weil wir unbedingt die Fähre von Geiranger nach Hellesylt bekommen wollten, aber noch kein Ticket hatten. Wir waren 1,5 Stunden vor Abfahrt am Hafen und das ALLERerste Auto überhaupt…hat sich ja echt gelohnt, das frühe Aufstehen :-) Auf dem Sonnendeck der relativ großen Fähre schnappte sich eine große japanische Reisegruppe den Großteil der Plastikstühle und hockte sich direkt vor die Reling, alle 40 nebeneinander, wie die Hühner auf der Stange. ;-) Ich kannte die Fährfahrt schon, aber auch diesmal hat sie großen Spaß gemacht, die ganzen Wasserfälle, die steilen Wände und die Tonbandstimme des Audioguides (inkl. Japanisch), die u.a. Wissenswertes wie die Zahl der Kilos Aprikosen, die 1930 mal auf einem der einsamen Höfe hoch oben über dem Fjord in einem Sommer geerntet wurde (nicht viele Kilos!). Spaßig waren wieder die zahlreichen frechen Möwen, die das Schiff begleiten und im Flug nach Futter betteln. Kurz vor dem Ende der ca. 1,5h langen Passage kam uns dann doch noch ein ausgewachsenes Kreuzfahrtschiff entgegen, eine AIDA.

VII. Auf dem Weg nach Runde

Unser nächste Ziel lag draußen vor der Küste, also mußten wir erstmal raus aus den Fjorden. Kurz hinter Hellesylt fuhren wir von der Hauptroute, der 60/E29, auf die sehr kleine 655 ab, weil diese Route im Buch als besonders schön angepriesen worden war. Und tatsächlich war dieser Schlenker sehr sehenswert, schöne Gebirgslandschaft und so gut wie niemand unterwegs auf der Straße außer ein paar freundlichen Kühen, die bereitwillig für Gruppenfotos posierten. Dann noch eine kurze, besonders schöne Fährpassage und dann waren wir an der Küste. Wie so oft in Norwegen führte die Straße nach Runde über ein paar andere Inseln und dann durch einen extrem langen und dusteren Tunnel, der ungefähr 4,5km bergab führt und dann wieder 4,5km bergauf führte und so kalt war, daß sich Nebel im Tunnel bildete. Irgendwie ein bißchen unheimlich war der!

VIII. Die „Vogelinsel“ Runde

Nach Runde waren wir gefahren, weil es dort einen großen Vogelfelsen an der Küste geben sollte. Wir parkten vor dem Ort am Strand und wanderten erst durch´s Dorf, dann wirklich sensationell steil einen geteerten Weg hoch, bevor wir dann auf  bilderbuchmäßig schönen Klippen mit grünen Wiesen ankamen. Der eigentliche Felsen war dann gar nicht so aufregend, was im Wesentlichen an der Entfernung (wir oben auf den Klippen, die Vögel unten) lag. Dennoch war die Wanderung an den Klippen entlang mit Blick auf die umliegenden Inseln und das Festland ein Träumchen.

HIER geht´s weiter nach Zentral-Norwegen

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