Khumbu-Tal

Teil VI: Gokyo – Dragnak

Auf dem Weg zum Cho La

Nach dem morgendlichen Ausflug auf den Gokyo Ri brachen wir am Nachmittag bei wolkenverhangenem Himmel zur Lodge in Dragnak auf, von wo aus wir am nächsten Tag über den 5.380m hohen Cho La gehen wollten. Mittlerweile war klar, daß in den hohen Lagen vormittags eigentlich immer Bombenwetter war und ab ca. 14.00 Uhr jeweils Wolken aufzogen. Da wir nur ca. 2h bis Dragnak zu gehen hatten und außer der Überquerung des Ngozumpa Gletschers keine großen Überraschungen zu erwarten waren, spielte das Wetter an diesem Tag nach dem großartigen „morning walk“ keine Rolle. Das Highlight des Tages (außer Gokyo Ri) war die neue Strickmütze in lila mit durchwirkten Silberfäden, die sich Dawa als Ersatz für seine verlorene Mütze in Gokyo besorgt hatte. :-)

Auf dem Ngozumpa Gletscher kamen natürlich Erinnerungen an den Trek auf dem Baltoro in Pakistan auf, denn auch dort wanderten wir durch eine von riesigen Geröllhalden und verdrecktem Eis geprägte Landschaft, nur daß wir den Ngozumpa in der Breite (wenige 100m, 30min) überquerten und den Baltoro der Länge nach (ca. 50km, 5 Tage) abliefen. Dragnak selbst besteht nur aus 2 Hütten für die dort lebenden Hirten und (wohl der wirtschaftlich interessantere Teil) Trekker, die über den Cho La wollen.

Teil VII: Über den Cho La (5.380m) ins Khumbu Tal

Morgens wieder eitel Sonnenschein in Dragnak. In ca. 1,5-2h erreichten wir über ein sanft ansteigendes Tal (und einem ordentlichen Wiederabstieg…) den Fuß des Cho La, der den Übergang ins obere Drittel des Khumbu Tals erlaubt. Soweit ich weiß, ist der Pass noch nicht allzu lange „in Betrieb“, vorher mußten alle Trekker wieder das ganze Gokyo Tal zurückgehen, um dann durch das Khumbu Tal zum Base Camp und Kala Pattar zu gelangen. Der Pass, der (zumindest bei gutem Wetter und ohne Schnee) relativ einfach zu begehen ist, spart also eine Menge Zeit und Kondition und vor allem den mörderisch langen Aufstieg von Pheriche nach Lobuche.

Auf der Aufstiegsseite ist der Pass felsig und steil, auf der Abstiegsseite geht man zuerst über ein wunderschönes und spaltenfreies Schneefeld, später wird es auch dort felsig und stellenweise ziemlich steil, ein großer Abschwung führt dann auf Gebirgswiesen. Durch atemberaubende Bergkulisse steigt man ab bis zur „Alm“ Dzonghla, wo man in einer erstklassigen Lodge die Füße an den warmen Ofen stellen kann. Der Tag mit dem Cho La war definitiv einer der schönsten auf dem gesamten Trek!

Teil VIII: Dzonghla – Gorak Shep (5.180m)

Yaks auf dem Trail vor Lobuche

Von Dzonghla aus folgt der Pfad zunächst der Hügellinie, um dann (ohne großen Höhenverlust) ins Khumbu Tal einzubiegen. Sofort merkt man, daß man auf der „Khumbu-Autobahn“ ist, andauernd wird man von Yak-Karawanen überholt, die Ausrüstung und Vorräte ins Everest Base Camp transportieren. Zunächst ist das natürlich sehr spannend, nur sind Yaks wirklich sture Viecher, die ohne Rücksicht auf Verluste ihren Weg gehen, was dann an den ab und zu vorkommenden Engpässen und steilen Anstiegen doch recht ruppig werden kann. Mittlerweile folgte der Pfad bereits der Seitenmoräne des Khumbu Gletschers.

Nach einem kurzen Stop in Lobuche, einer relativ wahllosen Ansammlung von Hütten in morastigem Gelände, brachen wir zum letzten Stück nach Gorak Shep auf, der höchstgelegenen „Siedlung“ vor dem Everest Basislager. In Gorak Shep (5.180m) machten wir Quartier im Snow Lake Inn. Da meine Freundin Juliane an diesem Tag die Verteidigung ihrer Doktorarbeit absolviert hatte, suchte ich mir vor Ort einen Sherpa mit Satellitentelefon (was nicht schwer war), um für stolze Minutenpreise meine Glückwünsche zu überbringen.

Teil IX: Everest Base Camp

Pflichttermin für Khumbu-Trekker: Der Besuch des Everest Base Camps. Von Gorak Shep aus marschierten wir am nächsten Morgen in ca. 2-3h auf der Seitenmoräne des Khumbu Gletschers zum Ende des Tal, wo das Base Camp direkt am Fuße des Khumbu Ice Falls liegt. Der Weg dorthin war relativ einfach zu gehen, nur war an diesem Tag die Sonneneinstrahlung wirklich extrem (wohl wegen der weißen Riesen um einen herum), was dem ganzen einen irgendwie surrealen Touch gab. Auch hier wieder jede Menge rücksichtslose Yak-Trupps. Ach so, den Everest selbst kann man übrigens vom Base Camp aus überhaupt nicht sehen, nicht daß sich da jemand falsche Hoffnungen macht.

Ich fand den Besuch des Base Camps richtig klasse! Überall auf dem Gletscher stehen die Zelte der einzelnen Expeditionen in Grüppchen herum, es sind zur Hochsaison bestimmt 300-500 Leute vor Ort. Wir waren Anfang April dort, d.h. die Expeditionen hatten bereits alle ihre Lager aufgeschlagen und mit dem Einrichten der Hochlager am Everest begonnen. Man kann problemlos im Base Camp herumspazieren, mal bei der Discovery Channel Expedition, mal beim ersten malaysischen Everest-Team, mal bei kommerziellen Anbietern vorbeischauen, Sherpas bei der Puja (Gipfel)-Zeremonie beobachten oder einfach nur den spektakulären Khumbu Ice Fall bewundern. Der Icefall fließt sehr steil aus dem Western Cwm (Cwm = walisisch für „kleines Tal“) ins Khumbu Tal herab, biegt dann scharf nach links ab und fließt als Khumbu Gletscher talwärts. Optisch dominiert neben dem Ice Fall die Westflanke des Nuptse (7.861m) auf der rechten Seite, links der Pumori (7.161m) und gerade aus der Changtse (7.543m), der bereits in Tibet liegt.

Kurz vor dem Base Camp liegt auch noch das Wrack eines im Jahr 2003 abgestürzten Hubschraubers auf dem Gletscher (s. Artikel SPIEGEL ONLINE)

Teil X: Kala Pattar (5.650m)

Zweiter Pflichttermin für Khumbu-Trekker: Der Trip auf den Kala Pattar. So ziemlich JEDES Panorama-Bild, das Ihr je vom Everest gesehen habt, wurde vom Gipfel des Kala Pattar gemacht. Der Kala Pattar ist eigentlich kein richtiger Berg, sondern nur ein Ausläufer des Pumori (7.161m), der das Khumbu Tal nach Westen hin begrenzt. Es gibt 2 Gipfel, einer davon 5.550m hoch, der andere, populärere ist 5.650m hoch. Der somit ca. 500m hohe Aufstieg von Gorak Shep über den sich nicht allzu steil hinaufziehenden, deutlich sichtbaren Pfad dauert ca. 2 h. Der Pfad ist so ausgetreten, daß man ihn sogar auf den Satellitenbildern von Google Maps/Earth erkennen kann:


Kala Pattar auf einer größeren Karte anzeigen

Oben sieht man dann (mit ca. 20 oder 30 anderen Leuten) das wirklich phänomenale Panorama, das Ihr unten abgebildet seht. Da wir zu diesem Zeitpunkt bereits ca. 1 Woche in Lagen über 4.500m verbracht hatten, war der Aufstieg vergleichsweise einfach und weniger anstrengend als erwartet. Einziges Problem: Man muß den Everest direkt in die Sonne hinein fotografieren, was nicht ganz einfach ist….

Für eine GROSSANSICHT des Panoramas bitte HIER klicken.

Wer wissen möchte, wie all die Berge heißen, kann sie HIER schlau machen (Schönen Dank an Günther Seyfferth für den Link!).

Kala Pattar Panorama

Teil XI: Gorak Shep – Namche – Lukhla

Der Abstieg von Gorak Shep nach Namche dauerte 2 Tage mit Übernachtung hinter Pheriche und einem längeren Stop im spektakulär gelegenen Kloster Tengboche. Wir konnten zwar ins Kloster hinein, aber weil die Mönche gerade alle zusammen im großen Saal beteten, haben wir keine Bilder gemacht. Auf dem Rückweg waren wir beide irgendwie übersättigt mit Berg-Eindrücken, so dass wir den Abstecher nach Chukhung Ri weggelassen haben und ziemlich schnell wieder nach Namche und Lukhla marschiert sind. Zurück in Namche waren wir abends bei Dawa zum Tee eingeladen und lernten seine Familie kennen. Sein Sohn arbeitet als Koch für Everest Expedition anscheinend recht erfolgreich, soviele riesige Töpfe hatte ich noch nie vorher in einem Wohnraum gesehen… In Namche wurde an diesem Tag ein berühmter Lama (nicht der Dalai) erwartet, weswegen überall in der Stadt Freudenfeuer brannten. Daß der Besuch des Lama aber so aussah, daß dieser mit dem Hubschrauber von Lukhla aus eine Runde über Namche dreht, war dann doch eine Überraschung. In Lukhla konnten wir glücklicherweise unseren Flug nach Kathmandu problemlos umschreiben und waren dann 3 Tage vorher als geplant zurück in Kathmandu, wo wir noch sehr entspannte 5 Tage mit Sightseeing (Durbar Square, Swayambunath etc.) und Feiern verbrachten.