Water Festival

Am 4. Tag in Mandalay kam dann das absolute Highlight: Das Neujahrsfest Thingyan, auch als „Water Festival“ bekannt. Was sich DA in Burma abspielt, ist schwer in Worte zu fassen. Der absolute Wahnsinn!!! Was sich da abspielen würde, hatte sich ja schon am Vortag ein wenig abgezeichnet, aber das war noch außerhalb der Stadt Mandalay und Mandalay ist sozusagen das Zentrum des Thingyan.

Thingyan ist vergleichbar mit dem thailändischen Songkran, auch in anderen buddhistisch geprägten Ländern wird das groß gefeiert, aber wohl nirgendwo so exzessiv wie in Burma. Das ganze Fest dauert 6-7 Tage und in der Zeit ticken die Uhren im Land wirklich anders. Es fahren keine Überland-Busse, die meisten Züge fahren nicht, viele Restaurants haben geschlossen. Buddhistische Gläubige absolvieren eine Reihe von Riten, um das Neue Jahr zu begrüßen, schmücken ihre Häuser mit Blumen, besuchen die Alten, bringen Opfergaben aus Reis und Palmöl zu den Schreinen, u.v.a.m.. Weitere Details könnt Ihr HIER nachlesen.

Hier ein kleiner Vorgeschmack:
httpv://youtu.be/cHy1nyOOdlw

Geselliges Beisammensein

Aber vor allem ist auf den Straßen rund um den Wassergraben des Königspalasts TOTAL MAYHEM angesagt. Stellt Euch sowas wie die Love Parade mit einer Prise Karneval vor, nur daß die Leute auf den Tribünen alle Wasserschläuche haben und die vorbeifahrenden Autos unter Wasser setzen. Alle 50-100m steht eine große Tribüne, meist gesponsored von irgendeiner Firma, darauf 200-300 Leute, sehr lauter burmesischer Techno dröhnt dazu und auf der Straße fahren alle möglichen Autos vorbei, vorzugsweise offene Jeeps oder kleine Pritschenwagen. D.h. in Mandalay fahren sie eigentlich nicht. Die linke Spur ist dermaßen überfüllt, dass sich (wörtlich) stundenlang so gut wie nichts bewegt. Wir haben Jeeps gesehen, in denen bis zur Türkante innen das Wasser stand, weil sie einfach vollaufen vom dauernden Beschuss. Auf den Straßen dasselbe Bild, die linken 3 Spuren sind überflutet. Auf den meisten Fahrzeugen tanzen Leute, viele sind verkleidet oder haben Masken auf.

Überhaupt haben wir an dem Tag unheimlich viel Kontakt zu Locals gehabt, andauernd kamen Leute zu uns, um mit uns zu reden, anzustoßen, zu tanzen. Das mag an der guten Laune gelegen haben, vielleicht auch ein bißchen am Alkohol (auf beiden Seiten), am neuen Gefühl der „Offenheit“ in Burma oder schlicht daran, daß wir fast die einzigen Touristen bei diesem riesigen Event waren. Es waren wirklich so gut wie keine Touristen zu sehen, wir haben über den ganzen (sehr langen) Tag verteilt nicht mehr als 15 anderen Touris gesehen. Die Youngsters von Mandalay waren alle ziemlich kontaktfreudig, auch wenn die Verständigung teilweise schwierig war (lag an mangelndem Burmesisch, mangelndem Englisch, und bei einigen an nicht mangelndem Alkohol). Die erste Gruppe, mit der wir ins Gespräch kamen, schenkte uns gleich Bandanas mit NLD-Aufdruck (NLD = National League for Democracy, die Partei Aun Sang Suu Kyis), die wir auch sofort aufsetzen mußten. Mit dieser Sympathiebekundung für die Demokratiebewegung in Burma waren wir gleich nochmal so „beliebt“ bei den Locals, man konnte kaum 5m gehen ohne Schulterklopfen oder Umarmung.

Mittendrin statt nur dabei

Es wird auch ziemlich viel getrunken, und zwar teilweise heftige Sachen. Die ersten burmesischen Youngsters, die wir gegen 11 Uhr morgens an der Hauptmeile (am Wassergraben des Palasts) trafen, tranken allesamt burmesischen Whisky aus der Flasche. Zum Glück war der immerhin ein wenig mit Wasser verdünnt, uns wurde sofort als „Starter“ ein Schluck aufgenötigt. Schon um die Mittagszeit sahen wir einen Pritschenwagen, auf dessen Ladefläche 4 junge Männer „gestapelt“ waren, die sich nicht mehr rühren konnten. Wie auf einem Leichenwagen. Einige haben es sicher übertrieben, aber nicht daß ein falscher Eindruck entsteht: Das Thingyan ist keine Koma-Sauf-Veranstaltung, es wird einfach nur richtig exzessiv gefeiert.

Ein paar Hipsters hatten schon früher schlappgemacht

Kurioserweise gibt es beim Thingyan eine Mittagspause! Kein Scherz, gegen 13.30 Uhr geht die Musik aus, die Wasserpumpen auch, und viele Leute gehen zum Mittagessen, bis ca. 15.00 Uhr ist Pause. Wir sind in unser Lieblingscafé mit der guten Klimaanlage und WLAN gegangen, das einen Block vom Umzug entfernt lag. Dort mußte ich leider feststellen, daß mein Smartphone, das ich durch 3 Plastiktüten vor den Unmengen an Wasser, das abzusehen war, zu schützen versucht hatte, doch nass geworden war: Unter dem Touchscreen hatte sich Kondeswasser gebildet. Also baute ich das Teil weitestgehend auseinander und legte es zum Trocknen in die Sonne. Das klappte auch ganz gut, war aber letztlich für die Katz, denn auf dem kurzen Weg nach der „Mittagspause“ vom Café zum Wassergraben mußte ich feststellen, daß mein Handy weg war, entweder aus der Hosentasche geklaut oder verloren…..

Nachdem wir fast den ganzen Tag auf der Westseite des Königspalasts verbracht hatten, haben wir uns gegen Abend an der offiziellen Tribüne vorbeibewegt, wo gewissermaßen ein Schaulaufen der Wagen stattfinden sollte, aber auch hier bewegte sich nur sehr wenig. Kurz dahinter begannen die Wagen aber endlich zu fahren. In Nullkommanix waren wir auf einem Jeep, auf dem zwar keiner Englisch konnte, wir uns aber trotzdem prächtig amüsiert haben. Vor allem, weil wir mit den Burmesen klassische Sprechchöre wie „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“ einstudiert haben. Besonders gut kam folgende Eigenkreation an: Das burmesische Wort für „danke“, nämlich „chezudebadé“, mit der Melodie von „I believe“ skandiert. Alle stimmten fröhlich ein :-)

Alles in allem waren wir vom Thingyan in seinen verschiedenen Austragungsformen restlos begeistert. Da fahren wir sicher in den nächsten Jahren nochmal hin, und wenn´s nur für 3 Tage ist!

Hier noch ein paar bewegte Bilder aus Jürgens Smartphone (die schlechte Tonqualität bitte ich zu entschuldigen):

 

httpv://youtu.be/h3I–wtdv8U
httpv://youtu.be/S2O03CvfC2M
httpv://youtu.be/D-C18f1nc4s
httpv://youtu.be/-4kDgIEANEo
httpv://youtu.be/1Sykq8bwBSE

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