I. Busfahrt von Varadero nach Trindidad
Die ca. 6 Stunden im modernen Bus der staatlichen Buslinie Viazul waren gut rumzubekommen. Zwar war die Landschaft nicht sonderlich interessant, aber da der Bus von der Nordküste an die Südküste mußte, führte die Strecke über einige relativ kleine Straßen. Dort bekam man dann – nach der Touri-Enklave Varadero – endlich mal einen Eindruck, wie der „gemeine Kubaner“ so lebt. Überwiegend sahen wir recht einfache, aber meist gepflegte Häuser, denen man ansah, daß die Bewohner keine großen Mittel für Renovierungen haben. Aber definitiv nicht trist oder marode, dazu ist Kuba – Tropen! – ziemlich grün, jeder hat Büsche, Palmen, Bäume oder kleine Beete im Vorgarten.
Im Bus lernten wir Pere, einen Spanier, kennen. Seine Mutter lebt seit ein paar Jahren auf Kuba und er versucht, nachdem er jahrelang in Shanghai gearbeitet hat, dort mit exklusiven Touren für wohlhabende Amerikaner Fuß zu fassen. Pere bekam mit, daß wir noch kein Quartier in Trinidad hatten und bot seine Hilfe an, er kenne da jemanden, der eine gute Casa Particular (also Privatpension) betreibe. Beim Stopp in Santa Clara lernten wir dann noch Jörg aus Österreich kennen, der in den Bus nach Trinidad zustieg.
Kleiner Exkurs zum Geld und zur Privatwirtschaft (stark vereinfacht):
Seit ca. 15 Jahren ist im vormals streng planwirtschaftlichen Kuba so etwas wie Privatunternehmertum erlaubt. Das hatte im Tourismussektor zur Folge, daß überall Häuser in sog. Casas Particulares umgewandelt werden, d.h. die „Hauptmieter“ vermieten einige ihrer Zimmer privat. Daneben gibt es noch die (immer staatlichen) Hotels, in denen aber eigentlich kaum jemand außer Reisegruppen oder Geschäftsreisende absteigt. Bei den Restaurants ist es das gleiche: Die staatlichen Restaurants gelten als schlecht, fast jeder geht in die sog. Paladares, die privat betriebenen Restaurants.
Diese „Parallelwirtschaft“ zeigt sich auch an anderer Stelle: Kuba hat zwei Währungen. Einmal (seit 1994) den „Peso Convertible“, den jeder nur CUC nennt, und den „Peso Cubano“, CUP oder auch „Moneda Nacional“ genannt. Mit dem CUC, der fix an den US-Dollar gekoppelt ist, wird fast alles bezahlt, mit dem man als Tourist in Kontakt kommt: Essen, Unterkunft, Taxi, Fähre, Souvenirs, Konsumgüter. Mit dem CUP (Wechselkurs EUR:CUP ca. 1:26) bezahlen die Kubaner z.B. staatlich subventionierte Lebensmittel und Dienstleistungen oder in bestimmten staatlichen Restaurants. Wir haben in den 2 Wochen kein einziges Mal in CUP bezahlt, bestimmte einfache Services wie öffentliches WCs haben wir dann eben in (wenigen) CUC bezahlt.
II. Trinidad
Wir hielten Pere, der uns gleich mehrfach klarmachte, daß in Trinidad Hochsaison und daher Casas knapp seien, für einen „Jinetero“, also einen Schlepper (die auf Kuba einen gewissen Ruf haben….). Aber da er sein Angebot sehr zurückhaltend formulierte und freundlich war, entschieden wir uns, seinem Tip zu folgen, er brachte uns vom Busbahnhof in Trinidad mit einem Fahrradrikscha zu einer wirklich sehr netten Casa in einem sehr farbenfrohen und blitzsauberen Kolonialhaus in der Altstadt.
Sofort nach dem Einchecken ging es los zur Erkundung von Trinidad. Die 1514 gegründete Stadt gilt als eine der schönsten Kolonialstädte in Lateinamerika, sie verdankt ihren (früheren) Reichtum in erster Linie dem Zuckerrohranbau und dem damit im Zusammenhang stehenden Sklavenhandel. Die überschaubar große Altstadt besteht fast komplett aus Häusern vor 1850, Stadtvillen wohlhabender Händler und Plantagenbesitzer, darunter einige sehr große und prachtvolle Paläste der erfolgreichsten Bürger. Trinidad gehört (mit den umliegenden Plantagen im Valle de Ingenios) seit 1988 zum UNESCO-Welterbe. Die Altstadt macht einen sehr sympathischen Eindruck, die meisten Häuser sind gut erhalten, alles sind farbenfroh angemalt, auch die Häuser der „einfacheren“ damaligen Bürger. Das ganze Ensemble ist aber kein steriles „Museumsdorf“, sondern es ist richtig „Leben in der Bude“, es gibt kleine Läden, Kneipen, Barbiere, ein Paar Galerien etc.. Eine erste „Sichtung“ hatten wir in gut 2 Stunden hinter uns, zwischenzeitlich hatten wir auch Jörg, den Österreicher, wiedergetroffen.
Direkt an der Plaza Mayor, dem prachtvollen Zentralplatz von Trinidad, führt neben der Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit, also mitten im UNESCO-Welterbe, eine breite Treppe hinauf. Auf einem sehr großen Absatz dieser Treppe findet sich die Casa de la Musica, eine Kultureinrichtung, die es in fast jeder größeren Stadt Kubas gibt. Dort wird allabendlich (natürlich) live Musik gespielt, vor allem Salsa. Und hier in Trinidad war es sowas wie die angesagteste Open-Air-Disco. Später am Abend sind hunderte von Leuten da, Touristen und Einheimische, die Tanzfläche ist rappelvoll. Wir hatten uns aber schon zum Sonnenuntergang einen schönen Tisch am Fuß der Treppe besorgt und gönnten uns ein Feierabendbier nach all der anstrengenden Kultur. Dort stieß auch Pere, der Spanier, zu uns und sorgte bald dafür, daß die versammelte Mannschaft auf Rum umstieg.
Apropos Rum: Rum ist wirklich ein absolut fester Bestandteil der kubanischen Alltagskultur, es gibt überall Mojito, Cuba Libre, Daiquiri, Pina Colada und das alles zu lächerlichen Preisen (Ein ordentlicher Mojito kostet z.B. 2,00 bis 3,50 CUC in den meisten Läden). Kurzum: Es wurde ein langer Abend in der Casa de la Musica…Absolut empfehlenswerte Location für einen Abend in Trinidad!
Am nächsten Morgen waren wir daher nur so mittelfit, das intensivere kulturelle Besichtigungsprogramm wurde kurzerhand auf den Nachmittag verschoben, den Vormittag wollten wir am „Hausstrand“ von Trinidad, der Playa Ancón, verbringen. Wir heuerten ein knallpinkes Chrysler-Taxi an :-) Der Strand war schön, fiel aber gegenüber Varadero ein wenig ab, dafür war es aber schön heiß. Irgendwas ist halt immer :-)
Nachdem wir genug Karibik absolviert hatten, machten wir dann die richtige Besichtigungstour in Trinidad, besuchten das pompöseste Haus der Stadt, die Casa Cantero (die mal einem Herrn Kanter gehörte und jetzt das Stadtmuseum beherbergt), stiegen auf den Turm des Franziskus-Konvents (absolutes Muss für jeden Touristen) und informierten uns über die etwas kurios anmutende Santeria-Religion, die eine Art Verschmelzung von Katholizismus mit afrikanischem Spiritismus ist und auf Kuba weit verbreitet ist.
Abends hatte Pere in seiner Casa auf der Dachterrasse ein Essen für uns organisiert, es gab Hummer. Und zwar zum sattessen. Ich glaube, der Hummer hat 15 CUC pro Nase gekostet und war exzellent.
– Valle de Ingenios
Der nächste Tag begann ein wenig hektisch bzw. ärgerlich. Wir hatten unseren „Herbergsvater“ gebeten, ein Auto für uns 4 plus Jörg zu organisieren, das uns die knapp 500km lange Strecke nach Viñales, unserer nächsten Station, fahren sollte. Solche Privattransporte sind auf Kuba bei Touristen sehr gebräuchlich, weil die Busverbindungen manchmal sehr langwierig sind. Weil wir auch noch einen kurzen Abstecher zu den Plantagen im Valle de Ingenios machen wollten, sollte der Fahrer mit uns diesen Schlenker fahren und dann „on the road“ nach Viñales gehen. Pünktlich um 9.oo Uhr stand ein Minibus vor der Tür, in dem aber schon 5 Leute saßen und der Fahrer wußte auch nichts von unserer „Extrawurst“ mit den Plantagen. Es wurde telefoniert, diskutiert, gejammert, schließlich schnappten wir uns unsere Rucksäcke, ließen den Bus fahren und marschierten zur Plaza Carillo, wo immer zig Fahrer auf Kundschaft warteten. Nach zähen Verhandlungen hatten wir eine separate Tour ins Valle de Ingenios und danach einen Jeep nach Viñales für den späten Vormittag organisiert.
Im Valle de Ingenios gibt´s heutzutage nicht mehr viel Zuckerrohrplantagen zu bestaunen, zudem war gerade Trockenzeit. Von den einst prächtigen Anwesen der Plantagenbesitzer sind die meisten verfallen, aber es gibt noch ein paar, an denen man die Pracht und den Reichtum vergangener Zeiten sehen kann. In der unmittelbaren Nähe der Plantagenhäuser gab es jeweils Zuckermühlen, teilweise gleich eine Anlage zum Einkochen der Melasse und Destillerien für Rum nebenan und vor allem große Quartiere für die Hunderten von afrikanischen Sklaven, die die Arbeit verrichten mußten. Ziemlich abstoßend waren zwei große Türme, die wir auf Plantagen sahen, die einzig dazu dienten, die Sklaven zu beaufsichtigen und notfalls auf fliehende Sklaven zu schießen….
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