Teil II: Fahrt durch die Braldu Gorge Richtung Askole
Zunächst fuhren wir mit 3 Jeeps, auf denen das Gepäck und die angeworbenen Träger transportiert wurden, Richtung Askole, wo die Straße offiziell endet und der Trek beginnt. Eigentlich…denn die Straße wurde sehr schnell zu einer abenteuerlich verlaufenden Sand-Piste, die teilweise erschreckend schlecht und schmal war und sich ab und zu unter Felsüberhängen direkt über dem extrem tosenden Braldu-Fluß entlangwindet.
An 2 Stellen war die Straße durch Erdrutsche unpassierbar. Wenn man Glück hat, befinden sich auf der anderen Seite „eingeschlossene“ Jeeps, die einen dann bis zum Ziel oder zumindest bis zum nächsten Erdrutsch bringen. Bei uns war das an 2 Stellen der Fall, beim ersten unfreiwilligen Stop, wo der Fluß die Straße unterspült und weggerissen hatte, mußten wir ungefähr eine Stunde warten, weil die zeitgleich losgefahrene schweizer Trekkinggruppe, der wir noch öfter begegnen sollten, uns die Jeeps weggeschnappt hatten. Beim ersten Erdrutsch hatte der Fluß die Straße unterspült. Das Wetter an den ersten Tagen war relativ bescheiden.
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Nachdem wir den ersten Erdrutsch und die Wartezeit überbrückt hatten, kam der spektakulärste Teil der Fahrt. Manchmal war die Straße so haarig, daß wir absteigen mußten und die Jeeps die gefährlichsten Stellen allein passierten oder wir mußten die Straße von Hand präparieren, einige Felsbrocken beiseite räumen, damit die Jeeps durchkamen.
Teil III: Askole – Korophon
Die Straße führte bis ca. 4km vor Askole, dann war sie endgültig unpassierbar, so daß wir unsere Zelte im letzten Dorf aufschlugen. Nach einer entspannten (und noch relativ warmen) Nacht im letzten Dorf brachen wir dann endlich zum eigentlich Trek auf. Die Temperaturen lagen trotz Wolken noch bei ca. 18-22 Grad.
Nach ungefähr 20min, wir marschierten gerade wieder auf den Resten der früheren Straße, gab es ein weiteres Adventure-Highlight: Keine 10m vor uns brachen auf einmal ca. 3m der Restpiste einfach weg und rutschten in den Fluß, einer der Träger konnte gerade noch sein Gepäck retten. Sowas erlebt man nicht alle Tage.
Nach ca. einer Stunde gelangten wir nach Askole (ca. 3.050m), dem letzten Dorf, das wir für die nächsten 2 Wochen sehen sollten, denn danach kommt einfach nichts mehr außer ein paar Army-Camps. Diese Gegend des Karakorum ist so karg und unwirtlich, daß sich nicht einmal Schafhirten dort herumtreiben. In Askole mußte ich einen Guide suchen, dem ich ein paar Fotos von jemandem aus Deutschland übergeben sollte (der mir bei der Vorbereitung geholfen hatte), was angesichts der Größe von Askole kein Problem war. Dann trafen wir noch den berühmten „Little Kareem“, der trotz seiner geringen Größe einer der zähesten Bergführer im Karakorum ist und zahlreiche Expeditionen am K2, Nanga Parbat, Broad Peak (u.a. mit Reinhold Messner) begleitet hatte.
Von Askole aus führt der Weg auf relativ abenteuerlichen Pfaden immer am Hang auf und ab, bevor er dann nach ein paar Stunden in der Talebene landet. Dort erwartete uns dann die ziemlich abgefahrene Brücke über den Braldu, ein Meisterwerk pakistanischer Ingenieurskunst. Gegen 15.00 Uhr kamen wir dann nach einem relativ langen Tag im ersten Lager Korophon (ca. 3100m) an, das kurz hinter dem Ausfluß des Biafo-Gletschers malerisch zwischen einem Bach und dem Fluß liegt.
Teil IV: Korophon – Bardumal
Der nächste Tag bot nun endlich den erhofften Sonnenschein, was gleich zu recht knackigen Temperaturen von ca. 30 Grad führte, was aber durch den beständigen Wind wieder abgemildert wurde. Der Weg zwischen Korophon und Camp Bardumal führt relativ easy am Fluß entlang, ohne größere Steigungen, nur muß man einen relativ langen Umweg in ein Seitental gehen, um den Fluß über eine weitere Hängebrücke zu überqueren. Bis 1999 war dort eine Seilbahn installiert, mit der man sich einzeln in einem kleinen Kasten selbst über den Fluß ziehen mußte, aber die hatte leider der Fluß weggerissen.
So langsam kamen wir auch richtig ins Hochgebirge rein, die Zahl der schneebedeckten Gipfel nahm zu, obwohl wir selbst noch nicht viel an Höhe gewonnen hatten. Kurz vor Bardumal bekamen wir erstmal eine Kostprobe der Kochkünste von Iqbal, der neben den seltsam bunten, aber leckeren Crackern seine unglaublich guten Pakoras (Kartoffeln in Kichererbsenteig) bastelte. Camp Bardumal (3.200m) selbst liegt im Geröll mitten im platten Tal, bot uns aber mehrfach einen schicken Regenbogen und die Träger schwangen abends das Tanzbein.
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Teil V: Bardumal – Paiju:
Ein kurzer Wandertag auf relativ ebenem Terrain brachte uns nach Paiju (3.400m), das unmittelbar vor dem Baltoro Gletscher liegt. Weil wir dort schon fast 3.500m hoch waren und danach die Höhenunterschiede zwischen den Camps zunehmen würden, legten wir dort einen Ruhetag zur Akklimatisation ein. Um diese voranzutreiben, kletterten wir beide mit Raza noch ein paar hundert Meter den Hang hoch und genossen den Ausblick auf den Baltoro-Gletscher.
Die Küchencrew der Schweizer Gruppe hatte einige lebende Hühner und eine Ziege dabei, die dann traditionell in Paiju geschlachtet werden. Nix für Vegetarier…
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Teil VI: Paiju – Baltoro Gletscher – Khoburtse
Endlich! An diesem Tag sollten wir endlich den Baltoro-Gletscher betreten (und für die nächste Woche nicht mehr verlassen). Der Baltoro ist mit 62km Länge (und 755qkm Fläche) der drittlängste Gletscher Pakistans und damit einer der längsten überhaupt außerhalb der Polarregionen. Anders als man sich Gletscher sonst so vorstellt, ist der Baltoro fast überall mit Schutt bedeckt, trägt kleine Seen auf sich, es fließen Flüsse darüber und man hat mitunter recht große Höhenunterschiede zu bewältigen, so zerfurcht und unregelmäßig ist er. Auf dem Baltoro zu wandern ist einfach grandios, weil die ganze Umgebung irgendwie surreal wirkt, auch wenn man am Anfang gar nicht viel blankes Eis, sondern nur Geröll oder verdrecktes Eis sieht.
Sobald man auf den Baltoro aufgestiegen ist (ca. 1h nach Paiju), kommen auch schon die Trango Towers ins Bild, eine der spektakulärsten und alpinistisch schwierigsten Berggruppen der Welt. Der größte der Türme, der „Great Trango Tower“ (6.287m) gilt als die höchste Fast-Vertikalwand der Erde. Von oben bis unten muß dort hochtechnisch geklettert werden und insb. dem „Nameless Tower“ links sieht man die Schwierigkeit auch wirklich an. Wer mehr wissen will, klickt HIER.
Und wer sehen will, WIE steil der Great Trango ist und wie man sich den Abstieg spart, schaut sich DIESES BASE-Jump-Video an. Leider sind die Trango nur auf dem Weg gut zu sehen, das Camp in Khoburtse liegt (leider) direkt vor den Trangos, so daß der vorderste, Trango Castle, der schön symmetrisch wirkt, die „Großen“ verdeckt:
Und ab dem Baltoro waren wir auch auf einmal richtig drin im hohen Karakorum: Rechts und links schneebedeckte Gipfel, aus jedem Seitental („Nala“ genannt) schiebt sich ein anderer Gletscher in den Strom des gigantischen Baltoro. Dazu ging es nun auch beständig in die Höhe, Khoburtse liegt bereits auf 3.800m. Auf dem Weg dorthin trafen wir auf die Expedition des koreanischen Bergsteigers Young-Seok Park (s. Bilder), der gerade den K2 bestiegen und damit alle 8000er bezwungen hatte (außerdem hat der die „7 Summits“ und beide Pole erreicht und war damit der erste Mensch, der den sog. „Adventure Grand Slam“ absolviert hatte, Reschpeckt!). Er und seine Mitclimber sahen aus wie wandelnde Leichen, total ausgemergelt von den Strapazen, ganz im Gegenteil zu den beiden nepalesischen Sherpas, die ebenfalls mitgeklettert waren und uns ca. 1h vorher strammen Schrittes wie auf einem Tagesausflug entgegengekommen waren.
Die Etappe nach Khoburtse war relativ kurz, so daß wir viel Zeit zum Rumhängen in den Klappstühlen, Ausruhen, Trango-Glotzen und zum Quatschen mit dem australischen Paar und ihrem englischen Cousin hatten, von denen es gleich noch lustige Geschichten zu erzählen geben wird.