I. Bahir Dar
Von Gonder aus reisten wir in entspannten 4h mit dem Bus weiter Richtung Süden in die Stadt Bahir Dar. Hier wollten wir auch Mihiretabte wiedertreffen, der ja zur selben Zeit im Rahmen seines Touristik-Studiums eine (deutliche straffere) zehntägige Rundreise auf exakt derselben Route wie wir machte. Mihiretabte stammt aus Bahir Dar, wir hatten also einen echten Local am Start.
Bahir Dar war mit Abstand die angenehmste Stadt, die wir in Äthiopien gesehen haben. Die Stadt liegt am Ufer des riesigen Lake Tana, aus dem auch der Blaue Nil entspringt. Am Seeufer gibt´s Promenaden, Hotels und Restaurants, teilweise mit Public-Pelikan-Viewing. Bahir Dar ist ziemlich entspannt, sehr grün, auf den belebten Straßen kann man wunderbar Zeit vertrödeln, nicht zuletzt in den ubiquitären Cafés. Weil Bahir Dar für äthiopische Verhältnisse mit 1.800m recht niedrig liegt, war das Klima auch deutlich wärmer als auf den anderen Stationen unserer Reise. Uns hat es so gut dort gefallen, daß wir noch einen Tag länger als geplant dort geblieben sind.
II. Die Fälle des Blauen Nil
Als erster Programmpunkt stand eine Fahrt zu den Fällen des Blauen Nil auf dem Programm. Diese liegen ca. 30km östlich von Bahir Dar beim Ort Tiss Issat (amharisch für: „Wasser, das raucht“), mit dem Local Bus einfach zu erreichen. In dem staubigen Dorf kauft man beim Nationalpark-Büro seine Tickets, einen Guide haben wir uns auch aufschwatzen lassen, was aber in diesem Fall wirklich ne gute Sache war, denn der freundliche Herr sprach sehr gut Englisch, hatte Ahnung vom Fotografieren und hat uns mal eben auch die Rückfahrt in einem Bus der Staudammarbeiter organisiert.
Die Blue Nile Falls sind schon ganz beeindruckend, da wir jedoch am Ende der Trockenzeit da waren, war die Wassermenge deutlich niedriger als auf den bekannten Bildern. In der unmittelbaren Nähe gibt es zwei Staudämme zur Energiegewinnung, einen aus den 30er Jahren und noch einen aus den 90ern. Für den letztgenannten wird ein Großteil des Wassers in einen Kanal umgeleitet und steht daher nicht mehr zum „Wasserfallen“ zur Verfügung. Extrem doofe Idee, wenn Ihr mich fragt (wobei der Damm tatsächlich fast die komplette Region mit Strom versorgt). Die bekannten Bilder der Nilfälle, die einem Hufeisen ähneln, sind also schon lange nicht mehr zu sehen, auch wenn die Fälle nach der Trockenzeit wohl deutlich breiter sind. Man absolviert eine Art Rundwanderweg zu und um die Fälle, über eine Hängebrücke, den Beginn der „Blue Nile Gorge“ (die später Richtung Süden gigantische Ausmaße annehmen wird) und überquert die Portuguese Bridge, die älteste Steinbrücke Äthiopiens aus dem 17. Jahrhundert.
III. Kloster-Inseln im Lake Tana
Am zweiten Tag stand die ebenfalls obligatorische Fahrt zu den auf den Inseln und Halbinseln des Tana-Sees verteilten Klöstern und Kirchen auf dem Programm. Wegen der Größe des Sees haben wir unseren Tagestrip auf die Klöster im südlichen Teil beschränkt. Einige der (meist runden, hölzernen) Kirchen und Klöster stammen aus dem 14. oder 16. Jahrhundert, viele Bauten sind aber deutlich jünger. In allen Kirchen findet man aber wieder die farbenfrohen Wandmalereien, die aber von höchst unterschiedlicher Attraktivität sind. Aber alle bieten wegen ihrer isolierten Lage eine irgendwie „entrückte“ Atmosphäre. In der Gegend sind zudem Papyrus-Boote noch häufig in Gebrauch.
Aber das eigentlich Highlight des Tages waren für mich die Nilpferde, die schon zu Beginn der Tour im See herumlungerten. Auf der Rückfahrt zum Hafen gab es noch einen kleinen Abstecher in den ersten Kilometer des Blauen Nil, der ja aus dem Lake Tana entspringt. Es ist schwer vorstellbar, daß dieser keine 100m, seichte Fluss der Beginn des längsten Flusses der Erde ist, zumal der Blaue Nil ca. 75% des Wasservolumens des Nils, der in Khartoums im Sudan mit dem Weißen Nil zusammenfließt, stellt. Auch hier aalten sich Gruppen von Hippos im seichten Wasser.
IV. Pelikan-Massenstart
Kurz vor Ende der Tour hat der Käptn für uns noch eine Pelikan-Kolonie angesteuert und die Truppe mit Vollgas zum Massenstart animiert. Ein schönes Schauspiel!
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V. Zurück nach Addis Abeba
Von Bahir Dar aus ging es mit dem Bus zurück nach Addis Abeba. Für diese lange Strecke hatten wir uns Tickets im wirklich noblen Selam Bus, sowas wie der ICE Äthiopiens, gekauft. Die Fahrt war längst nicht so spektakulär wie die Straße nach Debark, aber die ewig lange Abfahrt in die Blue Nile Gorge war schon sehenswert, vor allem wegen der Paviane, die neben dem Bus herrannten und bettelten. Unten an der Brücke gab es eine Militärkontrolle und fast alle machten dort trotz der deutlichen Warnschilder Fotos von der Brücke über den Nil.
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In Addis trafen wir wiederum unseren Freund Mihiretabte, besuchten nochmal den Mercato für ein paar Souvenirs und fuhren für einen Tag nach Debre Zeyit/Bishoftu, eine kleine Stadt südlich von Addis, die bei den Locals sehr beliebt ist für Wochenendausflüge. In der Gegend gibt es 5 Vulkankrater mit Seen, die sich aber als recht unspannend erwiesen. Interessant war aber die deutliche Sprachverschiebung in den nur 50km Richtung Süden. Dort ist nicht mehr Amharisch vorherrschende Sprache, sondern ein Dialekt des Oromo, der von der Schreibform her mit seinen vielen Lehnwörtern und gedehnten Vokalen wie „ii“ an Finnisch oder Estnisch erinnert, wie etwa im Wort Hoteela Turiistii.
Auf dem Rückweg kamen wir auch noch an einer der riesigen Industriezonen vorbei, die chinesische Investoren überall um Addis herum aus dem Boden stampfen. Es handelt sich meist um Joint-Ventures mit äthiopischen Firmen, bei denen die Chinesen Zugriff auf bestimmte Bodenschätze oder Materialien bekommen, dem Land z.B. „gratis“ eine Straßenbahnlinie bauen und den Rest exportieren. Auch die meisten neuen Straßen in Äthiopien werden von Chinesen gebaut. So ziemlich jeder Äthiopier regt sich über die Leute aus dem Reich der Mitte auf. Fakt ist aber, daß in den Industriezonen sehr viele Chinesen arbeiten, Arbeitsplätze für Locals gibt es in diesen riesigen Komplexen anscheinend nur wenige.
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Das war´s. Danke für´s Lesen, ich hoffe, Ihr wurdet gut informiert und unterhalten.
Anregungen, Kritik, Lob und Hinweise auf Fehler etc. könnt Ihr gern im Gästebuch hinterlassen.
(Erstellt: November 2013)