Auf dem tropischen Rio Dulce an die Karibikküste von Guatemala.
Ausgangspunkt: Die Highlights im Süden von Guatemala haben wir „durchgearbeitet“, jetzt wollten Karsten und ich schnellstmöglich nach Belize und mit dem Wassertaxi nach Caye Caulker.
Der Haken: Dazu müßten wir einmal im großen Zickzack quer durch Guatemala, 10 Stunden mit dem Bus zurück nach Flores und dann nochmal mit dem Bus ca. 5 Stunden bis Belize City. Eine andere Straßenverbindung schien es nicht zu geben.
Die Lösung: Ein näherer Blick auf die Karte brachte uns aber auf die Idee, nach einer Bootsverbindung von der Küste Guatemalas rüber nach Belize zu suchen, was dann dank des Internets schnell geklärt war.
Kurz gesagt, setzt sich unsere Abkürzung nach Caye Caulker so zusammen:
Boot, Boot, Boot, Bus, Boot. ;-)
Das hört sich jetzt vielleicht aufwendig und stressig an, aber Bootfahren ist ja mehr Erlebnis als Fortbewegungsmittel.
Unsere Abkürzung nach Belize wurde zu einem der Highlights der Reise!
Wir kamen um 1.00 Uhr nachts mit dem Bus in Rio Dulce an und nahmen das erstbeste Hotel neben der großen Brücke im Ort. Morgens um 9.30 Uhr fuhr das Boot (spanisch „lancha“) nach Livingston an der guatemaltekischen Karibikküste von Rio Dulce ab. Kostenpunkt: 125 Quetzales.
Rio Dulce selbst war schon eine sehr positive Überraschung! Der Ort ist bei Seglern als sog. Hurricane Hole beliebt, also als sicherer Hafen während der Hurrikansaison, weil er relativ weit im Inland liegt. Dieser Saisonbetrieb hat zur Folge, daß überall am Ufer Segelboote ankern, dazu kommen eine Menge sehr sympathisch wirkender Lodges, alles auf ziemlich hohem Niveau.
Der Fluss Rio Dulce war die eigentliche Überraschung unserer Abkürzung! Nachdem man die Segelkolonien hinter sich gelassen hat, kommen die Vogelkolonien, Kormorane, Pelikane, Fregattvögel und ein paar andere, deren Namen ich nicht kenne. Der gesamte Verlauf des Rio Dulce flussabwärts führt durch wirklich dichten Dschungel, ich meine so richtig richtigen Dschungel, undurchdringlich, eine grüne Wand. Ab und zu biegt der Käpt’n mal in einen kleinen, besonders schönen Seitenarm ab, denn die Lanchas sind sowohl ÖPNV als auch Touriboot, es wird also geheizt und getuckert auf der Strecke. Unmittelbar vor der Karibikküste fließt der Rio Dulce noch durch einen Canyon namens Golfete mit steilen, ebenfalls bewaldeten Wänden, auch etwas, das ich so dicht vor der Karibik nicht erwartet hätte. Und in Guatemala schon gar nicht.
In Livingston stellte sich heraus, dass das einzige regelmäßige Boot nach Punta Gorda in Süd-Belize jeweils um 7 Uhr morgens fährt. Aber von Puerto Barrios, auf der anderen Seite der Bucht, gäbe es noch ein Boot, mit zwei freien Plätzen nach Belize. In Livingston mussten wir noch schnell zur Immigration, aus Guatemala auschecken (80 Quetzales Ausreisegebühr), dann schnell für 50 Quetzales über die Bucht rüber, dort für 200 Quetzales beim Speedboat nach Punta Gorda eingecheckt. Der dortige Kapitän hatte die vorderen drei Reihen mit irgendwelchen Waren vollgepackt, nur die hinteren beiden Reihen waren noch für Passagiere vorgesehen. Bei der Ausfahrt des Hafens von Puerto Barrios passierten wir ein halbes Dutzend großer Frachter, u.a. einen echten Bananendampfer von Chiquita. Die Überfahrt dauerte ca. 1,5 Stunden und war ein ganz schön heftiger Ritt, denn der größte Teil der Strecke führt über das offene Meer und da merkt man schon, daß man in einem kleinen (aber sehr schnellen) Boot sitzt.
In Punta Gorda am Pier erfolgt dann gleich die Einreise nach Belize, der Bus nach Belize City (Kosten: 22 Belize Dollar = 11 USD pro Person) fährt fast direkt vor dem Immigration Building ab. Leider dauerte die Fahrt 6,5 Stunden und nicht „ca.3,5 Stunden“, wie wir es grob geschätzt hatten. Gegen 22.00 Uhr kamen wir im – wie immer ausgestorbenen und wenig einladenden – Belize City an, ließen uns von einem Taxifahrer zum Belcove Hotel bringen, das in Ordnung war für eine Nacht und in unmittelbarer Nähe zum Wassertaxi liegt. Am nächsten Morgen sind wir dann mit dem 8.00 Uhr Boot nach Caye Caulker rüber, aber das ist eine andere (Blog-)Geschichte.
Nach dieser Abkürzung erweist sich die Traveller-Binsenweisheit „Der Weg ist das Ziel“ mal wieder als vollkommen richtig!
Ich freue mich wie immer über Kommentare und konstruktive Kritik.
Christian
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Da habt Ihr aber einen ganz schönen Ritt hinter Euch! Ich hätte es wahrscheinlich mindestens in 2 Tage aufgebrochen … aber gut, dass sind sicher die Erlebnisse, aus denen Reisen gemacht werden. ;-)
Gute Reise weiterhin in den anderen Gegenden der Erde.
LG, Chris
Hallo Raphael
da würde ich mir keine Sorgen machen, unser Boot war hinten und vorne mit Säcken und anderen Waren vollgepackt. Da passt sicher noch ein Rad obendrauf.
Gute Reise!
Grüße
Christian
Hi Christian,
Kurze Frage: Wir fahren morgen zum Rio Dulce und überlegen, ob wir genauso wie ihr über den Meeresweg nach Belize reisen. Einziges Problem: Ich bin mit einem (relativ teuren) Fahrrad unterwegs. Der Transport ist auf einem normalen Boot sicher gar kein Problem. Aber wie sieht das mit dem Speed-Boat aus? Haben die dort Platz für ein Rad?
Danke für den Artikel und viele Grüße :)
Raphael
Hallo Chris,
das war eigentlich mehr ein schöner Ausflug mit praktischem Hintergrund als ein Abenteuer. Wobei man sich da schon „total kreativ“ vorkommt, mit dem ganzen Zickzack.
Die Bootstour war tatsächlich ein „rough ride“, weil man mit hohem Tempo quer zu den Wellen fährt. Aber mir macht Seegang nichts aus und die Fahrt dauerte nur ca 1,5h.
Ein bißchen nass wurde man, aber es hielt sich in Grenzen.
Viel Spaß in Costa Rica, da bin ich im Dezember ;-)
Christian
Hallo Christian,
das klingt ja wirklich abenteuerlich! Den Rio Dulce sind wir damals leider nicht runter geschippert. Und das Speedboot von Guatemala nach Belize soll ja alles andere als magenfreundlich sein – uns wurden ein paar Videos von anderen Reisenden gezeigt, die das genutzt haben…Seid ihr denn wenigstens trocken geblieben?
Liebe Grüße aus Costa Rica
Chris